Programm Allgemeine Belletristik

Der Gürtel

Abodehman, Ahmed

 

 

«...In diesem autobiographischen Roman setzt er seinem Dorf und den Bewohnern ein liebevolles Denkmal, das besonders die Leser ansprechen wird, die für andere Kulturen offen sind und etwas über eine archaische Lebensweise erfahren wollen, die es so nicht mehr lange geben wird.»

Buchprofile

 

«Ahmed Abodehman, geboren 1949 in der Südprovinz Asir, ist ein saudiarabischer Prosaist. Er schreibt jedoch auf französisch, als einziger seiner Zunft, wie er nicht ohne Stolz im Prolog seines Romans anmerkt.»

Frankfurter Allgemeine Zeitung

 

«[Das Dorf] Alkhalaf im Hochgebirge des Assir [...] wird im Roman zu einem zeitlosen Kosmos, in den langsam die Moderen einsickert... Das Dorf ist beides gleichzeitig – ein Paradies und ein Gefängnis. Zunächst ist es aber ein Paradies... Ahmed Abodehman nimmt uns mit auf eine Zeitreise und zeigt uns eine Kultur, die so gar nicht in die plakativen Vorstellungen von der ‹islamischen Welt› passt... Immer dann, wenn es um die zahlreichen Mythen geht, staunt man über die Poesie der verwendeten Bilder, über Schönheit und Kraft dieser Vorstellungswelt... Ein wichtiges Buch in der momentanen Auseinandersetzug mit der islamischen Welt. Ein Roman, der zu Toleranz und Offenheit aufruft und die Vielschichtigkeit der uns noch so fremden Welt erahnen lässt.»

3sat, Denkmal

 

«Im Hochgebirge Saudi-Arabiens wächst Ahmed auf, der später in Riad studiert, dann nach Paris geht und eine Zeitung leitet. In seinem saudischen Heimatdorf scheint die Zeit stehengeblieben: Fern von allem Öl-Reichtum und Dekadenz bestimmen der Islam und die alten Stammessitten das Leben. Die Frauen haben mitzureden, die Gesetze von Würde und Ehrlichkeit werden beachtet, Poesie und Musik stehen hoch im Kurs. Allerdings ziehen langsam Veränderungen in diese archaische Welt ein: die erste Schule, eine mobile Krankenstation, Personalausweise und pakistanische Krankenschwestern in Hosen. Ein autobiografischer Roman voller Poesie und Humor, der sich leicht und amüsiert liest und viele Leser verdient.»

ekz

 

«... Ahmed Abodehmans Roman ist eine zauberhafte kleine Geschichte, voll Poesie, voll Wärme und vor allem voll Wissen über die wahren Wurzeln des Islam, die fundamentalistische Islamisten für sich selbst längst gekappt haben. Doch auch das kleine Dorf blieb vom Wandel nicht verschont, was dem Buch einen Schuss melancholischen Bedauerns gibt. Abodehmans einstige Welt existiert nicht mehr.»

Heilbronner Stimme

 

«Fern von Medina: Ahmed Abodehman hatte ganz persönliche Gründe, dieses Buch zu schreiben. Er wollte seiner französischen Frau und seiner Tochter, beide des Arabischen nicht kundig, von dem Dorf erzählen, in dem er seine Kindheit verbracht hatte, und sie mit der Kultur und den Werten seiner Heimat bekannt machen. So entstand eine Hommage an ein saudiarabisches Dorf, die der Autor als eine Mischung aus sozialen, poetischen und anthropologischen Elementen bezeichnet; als Anregung dienten ihm dabei die einfachen Dorfdichter.
Das Leben, das Ahmed Abodehman schildert, entspricht in keiner Weise den Vorstellungen, die wir mit Saudiarabien verbinden. Es geht nicht um Wüste, Beduinen, Erdöl oder die beiden heiligen Städte Mekka und Medina. Im Zentrum von Abodehmans Buch steht vielmehr das Dorf Alkhalaf, auf 3000 m Höhe im Assir-Gebirge unweit der jemenitischen Grenze gelegen. Die Menschen leben von dem, was der karge Boden des Hochlandes abwirft. Grosse Solidarität kennzeichnet das Verhältnis der Dorfbewohner untereinander.
Der Autor wird zum Chronisten dieser kleinen, abgeschiedenen Welt, der es gelang, jahrhundertealte soziale Umgangsformen und die eindeutig auf vorislamische Zeit zurückgehenden Mythen zu bewahren. Er versteht seine Kindheit und Jugend als Fortsetzung einer Geschichte, die Jahrtausende vor dem Islam ihren Anfang nahm; darin widerspricht er der gängigen islamischen Geschichtsauffassung, die den bis heute nachwirkenden vorisiamischen Einfluss auf die Bräuche der Menschen herunterspielt. So hält Abodehman fest, dass die Beschneidung in seinem Stamm schon seit 2500 Jahren üblich sei; dazu gehört auch, dass jeder Knabe, sobald er beschnitten ist, nach «Dorfart» Liebe machen darf. Das heisst: Alles ist erlaubt, solange die Jungfräulichkeit des Mädchens nicht angetastet wird.
Eine zentrale Bedeutung in der Dorfgemeinschaft nimmt Hizam ein. Hizam, auf Arabisch «der Gürtel», hat dem Buch auch den Titel gegeben. Er ist zwar nicht der leibliche Vater des Ich-Erzählers, aber er steht für die übergreifende Vaterfigur, für alle Väter von Alkhalaf. Hizam ist die Seele der Dorfschaft, und er ist der festen Überzeugung, ihr Hüter zu sein. So sieht er es als seine Aufgabe an, dem heranwachsenden Ahmed alles zu erklären und ihn in die Männerwelt einzuführen.
Zu den schönsten und poetischsten Passagen im Buch gehören die Mythen, die Hizam, Ahmeds Mutter und andere Dorfbewohner dem Knaben erzählen. Zum Beispiel von der Entstehung von Tag und Nacht: Da wird erzählt, dass Sonne und Mond das erste Paar auf Erden waren, und die Liebe war das Licht, das sie völlig in sich aufsogen. Um der Erde einen Teil des Lichtes zurückzugeben, teilten sie sich die Rollen auf; die Sonne strahlte fortan am Tag und der Mond in der Nacht. – Das harmonische Leben in Alkhalaf drückt sich unmittelbar im Selbstverständnis der Bewohner aus. Das Dorf sei ein Lied, die Wörter, mit denen sich die Menschen verständigen, Schmetterlinge, die in die Lüfte schweben. «Wir alle sind Gedichte, sagte meine Mutter, die Bäume, die Pflanzen, die Blumen, die Felsen, das Wasser ... Wenn du den Dingen gut zuhörst, kannst du sie singen hören.»
Abodehman thematisiert auch den Wandel, der durch die Erdöleinnahmen und durch die politische Umgestaltung des Landes ausgelöst wurde und nicht einmal vor dem letzten Winkel des Königreiches Halt macht. Die Veränderungen erfassen das Dorf, als die erste Schule eingerichtet wird; denn der Lehrer lehrt die Kinder nicht nur Lesen und Schreiben und macht sie mit neuen Hygieneregeln und Kleidungsweisen vertraut, sondern er bringt ihnen auch die Loyalität gegenüber der Regierung bei. Während die früheren Generationen ausschliesslich ihren Feldern Achtung zollten, müssen nun die Kinder dem König, dem Kronprinzen und den verschiedenen Ministern huldigen. Das Dorf bekommt auch einen Prediger, der dem strengen Islamverständnis der wahhabitischen Machthaber folgt. Von nun an gelten in vielen Bereichen, vor allem was das Verhältnis zwischen Männern und Frauen angeht, neue Regeln. Der Schleier und die Geschlechtertrennung halten Einzug. Die Religion bekommt eine Bedeutung, die sie zuvor nie hatte.
Die lebensfrohe Weit des kleinen Ahmed existiert nicht mehr. Mit seinem Buch hat Ahmed Abodehman sie vor dem Vergessen gerettet und eine unbekannte Seite der Arabischen Halbinsel erschlossen.»

Neue Zürcher Zeitung

 

«... Die Poesie des Romans ‹Der Gürtel› lässt den Leser auf eindringliche Art und Weise in die Welt des kleinen Ahmed eintauchen... Der Distel Literatur Verlag zeigt in seiner neuen Reihe ‹Begegnungen›, wie man durch anspruchsvolle Lektüre die Welt von einer anderen Seite kennenlernen kann. Ohne zu verharmlosen, schlägt der in Paris lebende Autor Ahmed Abodehman einen friedlichen Weg der Annäherung der Völker vor. Weltklasse!»

Willi – das Freizeitmagazin

 

«Der Text ist ein Gesang auf das Dorf, auf die Mutter, den Vater, die Schwestern, den alten Freund des Autors und auf eine Welt, die vergeht. Ahmed Abodehman spricht von den sternklaren Nächten, den Liedern und den Gedichten, die im Herzen des Dorflebens sind.»

Hommes & Migrations

 

«Ahmed Abodehman hat einen schlichten und tiefen Text geschaffen, der uns berührt und der durch seine eigene Kindheit die Traditionen, den Glauben, die Lieder und die Gebete des ‹vornehmsten› arabischen Stammes wieder aufleben läßt.»

Le Monde

 

 

 



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